Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn verleiht Alsfelder Stadtmuseum den Titel „Museum des Monats"Beeindruckt von Engagement und Professionalität

Mehr als 11000 Exponate und 6500 weitere Archivalien lagern im Zentraldepot des Alsfelder Geschichts- und Museumsvereins (GMV), das sich in einem Teil des ehemaligen Sparkassengebäudes befindet. Was selbst vielen Alsfeldern nicht bekannt ist, erstaunte vor wenigen Tagen auch die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn. Sie war in die Fachwerkstadt gekommen, um dem Stadtmuseum den Titel „Museum des Monats“ zu verleihen. Bei ihrem Besuch lernte sie ein Museum kennen, das sie so in einer Kleinstadt im ländlichen Raum bisher nicht vorgefunden hat: „Bisher waren unsere Museen des Monats meist etablierte Einrichtungen – heute zeichnen wir eine Vision aus“, sagte Dorn, die sich im Beisein von Jochen Weppler, dem Vorsitzenden des GMV, und Christina Reinsch, Geschäftsführerin des Museumsverbands Hessen, nicht nur von dem Konzept des noch im Aufbau befindlichen neuen Museums überzeugen konnte, sondern die auch von der Leistungsfähigkeit, dem Engagement und der Professionalität der Vereinsmitglieder begeistert war.

1 Depotleiterin und Restauration Antonia Weppler-Kazmierczak (rechts) weckte mit ihrer Führung großes Interesse bei der Ministerin.

Neben Dorn und Reinsch konnte Weppler eine ganze Reihe Vereinsmitglieder im Depot begrüßen, aus der Kommunalpolitik waren Michael Ruhl (MdL), Dr. Jens Mischak (Erster Kreisbeigeordneter) und Berthold Rinner (Erster Stadtrat in Vertretung des Bürgermeisters) zugegen. Auch die ehrenamtliche Depotleiterin, Restauration Antonia Weppler-Kazmierczak, war eigens angereist und führte die Ministerin professionell und mit vielen interessanten Informationen durch das Depot. Dieses enthält neben Mobiliar, Schwälmer Trachten, Zunftschildern und vielen anderen Gegenständen auch den einzig erhaltenen Thoraschrein Hessens, den Mitglieder des GMV nach der Reichspogromnacht aus der teilweise verbrannten Synagoge gerettet hatten – eine Geschichte, die bei der Ministerin für Gänsehaut sorgte. Sie erfuhr, dass im Rahmen der Sanierung der beiden Museumsgebäude seit 2014 alle Exponate professionell sortiert und katalogisiert wurden und einer digitalen Weiterverarbeitung nichts mehr im Wege steht. „Damit ist das Museum eines der wenigen ehrenamtlich geführten Museen in Hessen mit einer komplett erfassten und zentral gelagerten Sammlung. Gemeinsam mit den bereits renovierten Räumen bildet es eine gute Grundlage für das geplante Museum“, stellte Dorn fest und wurde nicht müde, das Museumsteam zu loben: „Echt vorbildhaft“.

Die Ministerin schaute genau auf die Exponate.

Die räumliche Zusammenarbeit mit der Sparkasse bezeichnete Christina Reinsch nicht nur als ausgesprochenen Glücksfall, sondern als „Alsfelder Modell“. „Wir möchten dies auf andere Städte übertragen, in denen zum einen Lagerraum für Museumsstücke benötigt wird und zum anderen die Banken- und Sparkassen Gebäude übrighaben“, führte die Geschäftsführerin des Museumsverbandes aus. Dass die Stadt Alsfeld nur wenige Wochen vor dem Besuch der Ministerin dem Kauf des Gebäudeteils zugestimmt hat und somit dem Archiv eine bleibende Stätte beschert hat, aus der das Museum bestückt und wechselnde Ausstellungen kuratiert werden können, fand bei allen Anwesenden großes Lob. Dr. Sascha Reif, Historiker und Vorstandsmitglied im GMV, hatte bereits zuvor kurz über die Historie des Vereins referiert, der im vergangenen Jahr sein 125-jähriges Bestehen feierte und mit seinen vielen Exponaten und Archivarien einen wahren regionalen Schatz hortet. „Nicht zuletzt, weil wir schon so lange bestehen, konnten wir auch Stücke aus inzwischen aufgelösten Vereinen annehmen und verfügen über sehr aussagekräftige Exponate unserer interessanten Region.“

Im Museum bewunderte die Ministerin die 3-D-Fotografie der Weste des Theodor Reh.

Dass diese auch von überregionalem Interesse seien, berichtete Jochen Weppler: Die derzeit an das Deutsche Historische Museum in Berlin verliehene Weste des letzten Präsidenten der Frankfurter Nationalversammlung Theodor Reh sei dafür das beste Beispiel. Ihre 3-D-Fotografie konnte die Ministerin nach einem kurzen Spaziergang ins Neurathhaus bewundern. Dort führte Weppler gemeinsam mit dem Museumsleiter Andreas Ruhl durch die in diesem Jahr noch zu sehende Jubiläumsausstellung und stellte auch die Festschrift zum 800. Bestehen der Stadtrechte vor.

4 Ministerin Angela Dorn überreichte die Urkunde des Landes Hessen an Jochen Weppler.

Die Stunde mit der Ministerin in Alsfeld war wie im Flug vergangen, als der wichtigste Teil des Besuchs noch anstand: Im Hof des Museums überreichte Dorn Weppler die Urkunde, die aus dem Stadtmuseum das „Hessische Museum des Monats“ macht. „Sie haben Unglaubliches geleistet und können sehr stolz darauf sein“, wandte Dorn sich an die Vereinsmitglieder. Ihr Dank galt auch der Kommunalpolitik, die den GMV unterstütze und dem Museumsverband, der auch die kleinsten Häuser im Blick habe und gerade Alsfeld schon vielfältig gefördert habe. „Mit ihrer Arbeit machen Sie Geschichte verständlich und begreifbar“, so Dorn. Sie betonte, dass gerade in Zeiten großer Unsicherheit und Krisen die Frage nach den eigenen Wurzeln wichtig sei. Der Blick in die Geschichte zeige, dass man solidarisch und gemeinsam schon viele Herausforderungen bewältigt habe und gebe den Menschen auch Mut. „Ich danke Ihnen im Namen des Landes Hessen“, sagte die Ministerin und überreichte neben der Urkunde auch einen Scheck, der in die weitere Arbeit fließt. „Wir nehmen dies als Ansporn“, dankte ein sichtlich erfreuter Vorsitzender der Ministerin.

Die Alsfelder Geschenke erfreuten die Ministerin.

Im Namen der Stadt äußerte Berthold Rinner Dank für die große Wertschätzung, die das Land dem Museum und der Stadt mit dieser Auszeichnung entgegenbringe. Weppler und Rinner hatten für Dorn noch einige Alsfelder Geschenke mitgebracht, u. a. die beiden letzten Festschriften zum Stadt- und zum Rathausjubiläum. Einen originalen Alsfelder Pflasterstein, von der Künstlerin Tanja Gremmel mit einem Schwälmer Stickerei-Motiv bemalt, werde sie in einem Regal hinter ihrem Schreibtisch aufbewahren, in dem „besondere Schätze“ liegen, sagte die Ministerin und machte sich auf den Weg zum nächsten Termin. Nicht ohne ein Versprechen: „Ich werde sicher wieder kommen – es gibt hier so viel zu sehen!“

6 Großer Bahnhof für die Ministerin und für eine große Auszeichnung, von links: Traudi Schlitt (GMV), Jutta Petri (GMV), Michael Seum (Stadt Alsfeld), Heinrich Muhl (Stadt Alsfeld), Dr. Jens Mischak (Erster Kreisbeigeordneter), Michael Ruhl (MdL), Berthold Rinner (Stadt Alsfeld), Angela Dorn (Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst), Jochen Weppler (GMV), Andreas Ruhl (GMV), Matthias Nicolai (GMV), Richard Jungk (GMV), Antonia Weppler-Kazmierczak (Depotleiterin), Christina Reinsch (Museumsverband Hessen), Henryk Kazmierczak (Restaurator), Dr. Sascha Reif (GMV).

Text: Traudi Schlitt / Bilder: Marion Jäckel