3. Dezember 1878
Das Alsfelder Rathaus 1874 (Foto: Ludwig Bickell)
1878Das Rathaus soll abgerissen werden!
Im 19. Jahrhundert befand sich das Rathaus von Alsfeld in einem schlechten Zustand. Die Türmchen waren baufällig und wurden abgebaut, die Arkaden im Erdgeschoss vermauert, Teile der Fassade waren mit Schieferplatten bedeckt und das Dach war undicht. Angesichts dieser Probleme entschied der Stadtrat am 3. Dezember 1878 kurz entschlossen, das Rathaus abzureißen.
Dies stieß jedoch auf Widerstand von Kreisrat Robert Hoffmann, der sich weigerte, den Beschluss des Stadtrats zu genehmigen. Die Stadt wandte sich daraufhin an den Kreisausschuss, der ebenfalls für den Abriss stimmte. Doch auch dieser Beschluss wurde vom Kreisrat aufgehoben, indem er die nächsthöhere Instanz, den Provinzialausschuss, anrief, der sich gegen den Abriss aussprach. Es ist wichtig zu betonen, dass Alsfeld zu dieser Zeit zum Großherzogtum Hessen gehörte und demokratische Strukturen erst in den Anfängen vorhanden waren.
Die Restaurierung erforderte finanzielle Mittel, die die Stadt nicht aufbringen wollte. Kreisrat Hoffmann kümmerte sich daher um die Finanzierung, teilweise sogar aus eigener Tasche. Eine eigens gegründete Bürgerinitiative namens „Comitees“ leistete ebenfalls Unterstützung. Im Jahr 1880 gelang es Hoffmann, den Großherzog Ludwig als Förderer zu gewinnen, woraufhin die benötigten Gelder flossen.
Trotz einiger Erfolge war der Weg zur Renovierung des Wahrzeichens der Stadt lang und steinig. Erst im Jahr 1912 konnten die Restaurierungsarbeiten am Alsfelder Rathaus abgeschlossen werden. (JP)